Essay und Essayismus bei Robert Musil und Kathrin Röggla – Versuch eines Vergleichs
Journal Title: Studia Germanica Gedanensia - Year 2015, Vol 0, Issue 32
Abstract
Die zu belegende These dieses Beitrags stellt Analogien zwischen Musils und Rögglas Prosa und den stilistischen Grundlagen der Postmoderne fest, für die der Essayismus charakteristisch ist. Der österreichische Künstler, Begründer des sog. essayistischen Romans, konstatiert eine Krise des modernen Denkens und Erzählens. An seinen Begriff des „Möglichkeitssinns“ schließt sich die Gegenwartsautorin Kathrin Röggla an. Wie Robert Musil in seinem Werk thematisiert auch die österreichische Künstlerin in ihren Essays wichtige Probleme der Zeit. Die Texte bilden zudem ein dichtes Assoziationsnetz, da Röggla an die Werke anderer Dichter, Literaturkritiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts anknüpft. Robert Musil setzt sich mit der Frage nach einer neuen Form des Erzählens nach der gefühlten Unzulänglichkeit der traditionellen Erzählkunst auseinander. Diese Suche ist auch für Kathrin Rögglas Schaffen charakteristisch. Beide Autoren hinterfragen als gegeben hingenommene Wahrheiten, ein Ansatz, der dem Essayismus eigen ist. Beide setzen sich mit ausgewählten Begriffen auseinander, die für den modernen Menschen eine wesentliche Rolle spielen, z.B. Staat, Nation und Identität. Sie akzentuieren zudem die Ersetzung des traditionellen Denkens durch eine ökonomische Konzeption von Rationalität, die alle Bereiche des menschlichen Lebens umfasst. Kriterien der Wahrheit und der Moral seien durch eine Forderung der Effizienz ersetzt worden. Im Zeitalter des Wertezerfalls, der Technisierung, der Automatisierung und der digitalen Informationssysteme versagten die traditionellen Formen des literarischen Erzählens. Daher erprobt Röggla, wie Musil, in ihrem Werk den Gebrauch von innovativen Ausdrucksmitteln.
Authors and Affiliations
Ewa Wojno-Owczarska
Helga M. Novak in Legbąd. Fotografien von Bernd Markowski
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